Ein Blog anzulegen ist ja erst mal nicht schwer, man muss sich nur die Zeit dafür nehmen und einfach mal drauf los schreiben.
Ich mach mir ja schon länger darüber Gedanken, damit anzufangen, denn ich hab etwas zu erzählen. Aber irgendwie wollen die meisten mit denen ich mich unterhalte, meine Geschichten nicht wirklich hören, Krankheiten sind ja nicht wirklich ein Sexy Thema.
In der Vergangenheit dachte ich, auch im Internet wird das vermutlich niemanden interessieren, aber als ich vor ca. 2 Jahren mit meinen Recherchen angefangen habe, hat sich diese Meinung Stück für Stück geändert. Daher werde ich dieses Blog damit beginnen über meine Krankheiten zu schreiben, ist ja nicht das erste das so etwas macht.
Eigentlich geht es mir gut.
Als mir vor 20 Jahren die Diagnose MS entgegen schlug und mir kurz darauf die Hälfte meines Seevermögens abhanden gekommen ist, war erst mal nicht unbedingt damit zu rechnen. Aber ich hab mich mit der Situation arrangiert, die Medikamente genommen und auch sonst versucht, meinen Körper so gut wie möglich zu unterstützen.
Dann vor etwa 3 Jahren war ich im Fitnesswahn. Die Apple Watch die ich mir im Herbst zuvor zugelegt habe, hat mich dazu animiert wieder zu joggen, und fleißig an dem Ziel „Halbmarathon“ zu arbeiten.
Plötzlich war es zu viel. Mein Körper hat das auf einmal nicht mehr mitgemacht, vor allem mein Darm. Plötzlich hatte ich so etwas wie Reizdarm, konnte nicht mehr schlafen und hatte Bauchschmerzen.
Dazu kam die Migräne!
Ich wusste das lange nicht, das es Migräne war, und dachte davor immer, es handle sich um einen Magen-Darm-Infekt. Als sich dann das nächste mal so etwas anberaumt hat, habe ich versuchsweise eine Migräne-Tablette von meiner Frau genommen, und die hat tatsächlich geholfen.
Aber diese Magen-Darm-Infekte hatte ich schon viel länger, wenn auch nur vielleicht einmal im Jahr..
Irgendwie war das einer von vielen Erweckungs-Momenten in meinem Leben, ein anderer war vor fast 20 Jahren, als mir die Diagnose Multiple Sklerose zuteil wurde. Das war ein ziemlicher Schock, der meine Sicht auf die Welt und das Leben massiv verändert hat.
Und so auch hier, allerdings konnte ich nur ein bisschen etwas erahnen. Jetzt brauchte ich Informationen darüber, was in diesem Körper tatsächlich vor sich geht.
Zum Glück war meine Hausärztin voll auf meiner Seite. Also sollte eine Darmspiegelung Aufschluss über die Situation im Bauch geben. Um nichts davon mitzubekommen, wurde ich per Infusion Schlafen gelegt und vertraute auf die Ärzte. Leider hat die Untersuchung nichts ergeben, dafür aber eine Infektion an Einstichstelle hinterlassen; prima, Antibiotika 🙁
Mikrobiom
Erst die mikrobiologische Stuhluntersuchung (Kyber-Test) hat dann ein sehr deutliches Bild ergeben: Enterokokken und Laktobazillen waren kaum mehr Nachweisbar und auch die Bacterioides sind unter dem Sollbereich gewesen. Dafür konnten stark erhöhte Mengen an Klebsiella- und Enterobacteriaceae-Keimen nachgewiesen werden. Auch der Hefepilz Candida Albicans wurde als deutlich erhöht klassifiziert wie auch der PH-Wert des Stuhls (8,0).
Diese ganzen Werte sagten mir erst einmal nicht viel, aber da sie in dem Befund grafisch dargestellt und kommentiert waren, konnte man deutlich erkennen, das die Situation schlecht war. Vor allem die fehlenden Enterokokken, die zur so genannten „immunmodulierenden Mikrobiota“ gehören, erregten meine Aufmerksamkeit! Könnte es sein, das hier ein Zusammenhang mit der MS besteht?
Zusammenhang mit MS?
Wie ich später erkannte, ist dieser Zusammenhang tatsächlich nicht von der Hand zu weisen. Die Enterokokken produzieren im Darm die so genannte Proprionsäure, eine kurzkettige Fettsäure, die vom Immunsystem benötigt wird, um sogenannte „Suppressive T-Zellen“ zu produzieren. Diese werden benötigt um die Reaktionen des Immunsystems zu dämpfen. Ein Mangel an diesen suppresiven Zellen kann alle möglichen Autoimmunerkrankungen auslösen.
Dieser Sachverhalt ist im Bezug auf MS wohl bekannt, weswegen viele Patienten Propionsäure in Tablettenform einnehmen, ich seitdem auch! Zwischenzeitlich habe ich auch damit aufgehört, mir täglich Copaxone zu spritzen und es geht mir gut dabei.
Nystatin & Candida
Aber ich greife ein bisschen vor. Als Therapie wurden mir in dem Befund Bakerien-Präparate zum wiederherstellen der fehlenden Bakterien und Nystatin Tabletten gegen den Candida-Pilz empfohlen. Nystatin ist ein Stoff, der für Candida wohl recht giftig ist. Die Darmwand kann er aber nicht durchdringen weswegen er für den Menschen weitestgehend harmlos ist. Angeblich sollte man damit in 2 Wochen Candida im Darm los werden können.
Ich dachte mir also nicht viel dabei, und nahm es 4 Wochen lang in doppelter Dosierung. Als ich es dann absetzte, hatte ich nach wenigen Tagen wieder einen Migräne-Anfall, stärker als davor. Also weiter Nystatin, aber unabhängig davon wie Lange oder in welcher Dosierung ich es nahm, die Situation wurde nicht besser, sondern Schlimmer.
Naturpräparate & Diät
Deswegen habe ich angefangen, auf weitere (Natur)Präparate zu setzen. Angefangen mit einem bestehend aus Myrrhe, Kamille und Kaffeekohle dann MCT/Kokos-Öl, Grapefruitkernextrakt, Oreganoöl. Granatapfel, Pau D’Arco, Kapuzinerkresse, Meerrettich & Zimt.
Im Dezember habe ich dann begonnen, eine Candida-Diät zu praktizieren. Ich würde sagen, das dies die vermutlich am besten wirksame Therapie bisher war, aber auch das hat nicht annähernd gereicht obwohl ich gelernt habe, sie sehr streng durchzuführen. Manche Quellen behaupteten, das Roggen und Vollkornbrot funktionieren würde, aber bei mir hat das zu massiven Problemen geführt. Brote aus Kichererbsen oder Buchweizen hingegen, habe ich vertragen. Die Angaben bei Candidapatient haben sich bei mir bewährt.
Dennoch, es bedurfte weiterer wirksamer Medikamente, und dann bin ich auf Enzympräparate gestoßen. Eine Zeitlang habe ich viel Geld für Candidase, eine Mischung aus Cellulase und Protease, ausgegeben. Es gab gewisse Erfolge, aber die waren nicht annähernd ausreichend für mich, so das ich weiter geforscht habe und auf den Biofilm gestoßen bin.
Biofilm
Dies erklärte, warum dieser Pilz sich so gut vor all den angeblich Wirksamen Stoffen schützen konnte. Anscheinend gibt es im Darm einen Biofilm, der vermutlich vor allem von diesen schlechten Keimen (Klebsiella- und Enterobacteriaceae) erzeugt wird und diesen Schutz bietet. Candida scheint sich diesen zu Nutze zu machen..
Weitere Recherche hat dann ergeben, das man dem Biofilm mit Colostrum (Vormilch) zu Leibe rücken kann. Besser noch ist Lactoferrin, das ein Bestandteil des Colostrum ist.
Aber auch wenn ich hiermit Verbesserungen erreichen konnte, war an eine Heilung noch immer nicht zu denken, es war bestenfalls ein fragiles Gleichgewicht, wobei die ganzen Mittel mehr und mehr ins Geld gingen. Also habe ich weiter recherchiert und noch weitere Mittel ausprobiert, wie z.B. Undecylensäure, die wohl wirksamste Fettsäure gegen Candida.
Darmkur
Bis ich im Sommer 2022 auf eine Darmkur gestoßen bin, mit der sich der Biofilm entfernen lässt. Dazu wird eine Mischung aus Okrapulver und fermentierten Rindenfasern einer Palme verwendet. Die Rindenfasern erlauben der Mischung in den Biofilm einzudringen, das Okrapulver saugt sich dabei mit grossen Mengen an Wasser voll und bläht den Biofilm so auf. Dies macht ihn schwer und führt dazu, das er sich nicht mehr länger an der Darmwand halten kann und ausgeschieden wird.
Als ich das gelesen habe, wusste ich das ich das richtige gefunden habe, kaufte mir eine 4-Tages-Kur für 200€ und wartete auf meinen Sommerurlaub um es da in Ruhe durchzuziehen.
Diese 4 Tage in Holland an der Nordsee waren eine weitere tiefgehende Erfahrung. Erstmals ging es mir wirklich besser! Ich war sicher, die Lösung für meine Candida-Überwucherung gefunden zu haben. Allerdings bedeuteten 4 Tage Darmkur auch, 4 Tage kein Essen.
Hunger war nicht das Problem, eher mein Untergewicht. Ich war schon immer leicht, aber seit dieser ganzen Sache hatte ich kräftig an Gewicht verloren. Und mit dieser 4-Tages-Kur war die Sache ja noch nicht getan: in 2022 sollten noch 9 weitere Kurtage durchgeführt werden. Dann dachte ich, ich bin geheilt, hielt die Diät noch ein paar Wochen Streng, und zu Silvester hab ich das erste mal wieder ein wenig Alkohol getrunken.
Rückehr der Migräne
Vorsichtig habe Ich mich wieder Normaler Nahrung geöffnet, aber wohl nicht vorsichtig genug. Ende Februar kam die Migräne zusammen mit geruchlosen starken Blähungen zurück und ich wusste, wer sich da wieder meldet. Der Krieg ist noch nicht zu Ende, aber ich habe viel gelernt. Mittel und Wege um den Feind in die Knie zu zwingen, stehen zur Verfügung.
Gerade habe ich die zweite 3-Tages-Kur in diesem Jahr gemacht und zusätzlich zu Candidase und Lactoferrin die 3. heute bestellt. Alle die es interessiert werde ich versuchen hier weiter auf dem laufenden zu halten.